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Warum ich eine Hochzeit plötzlich doch in Betracht ziehe…

Achtung… langer Text mit Gefühls-Gequassel.

Viele meiner Bekannten sind verwundert, warum ausgerechnet ich jetzt einen Hochzeitsblog führe. Immerhin habe ich vor Jahren noch angepriesen, dieses Konzept für überholt zu halten. Meine Mutter war nie verheiratet und meine Oma ist dreimal geschieden. Beide sind aber derzeit glücklich in unverheirateten Beziehungen. Für mich war immer klar, dass die Eheschließung kein Fixpunkt im Leben einer Frau sein muss und dass man auch ohne äußerst gut zurecht kommen kann. Ich verstand nicht warum es in irgendeiner Weise wünschenswert sein könnte sich durch ein derartiges Versprechen an jemanden zu binden. Immerhin verkompliziert es alles im Falle einer eventuellen Trennung. Eine Scheidung ist immerhin viiiiel aufwändiger.  Verliebt – Zusammengezogen – Verlobt – Verheiratet – Haus bauen – Famile wäre die klassische Zukunftsplanung. Für mich galt das nie. Ich wollte mich nie von jemanden abhängig fühlen und notfalls immer einfach gehen können.

Ich und mein Partner Josef waren vorher sehr gut befreundet. Wir waren uns da einig und äußerten, dass wir uns eine Hochzeit nicht vorstellen können. Er hatte durch die Erfahrung, ein Scheidungskind zu sein, auch immer eine eher unromantische Vorstellung mit dem Heiraten verbunden. Dennoch, als wir ein Paar wurden, gab es einen Moment, der für mich einiges geändert hatte. Unsere Beziehung war gerade erst am Anfang, als ich eines Tages mit meiner Menstruation überfällig war. Ich war äußerst nervös. Hoffentlich war nichts bei der Verhütung schief gelaufen? Etwas unter Sorge gestand ich ihm was mich beschäftigte und fragte ihn, was wir tun würden, wenn ich nun wirklich schwanger wäre. Zur Sicherheit sogar öffentlich aus Angst vor seiner Reaktion. Seine Antwort war „Also als Erstes würde ich mich mal freuen.“ Ich war so überwältigt. War ich es ja immerhin gewöhnt, dass auf verzögerte Regeln meinerseits mit Nervosität reagiert wurde. Ich und Josef hatten natürlich noch kein Kind geplant… Und ich wollte auch noch gar nicht. Aber als er klarstellte, dass er sich freuen würde,  keine Panik ausbrechen würde  und wir das schon schaffen könnten, fühlte ich mich plötzlich so SICHER. Wie in eine Decke gehüllt. Das nahm mir meine Nervosität. Kurz darauf kamen aber meine Tage und es stellte sich heraus, dass ich nicht schwanger war.  Geändert hat es trotzdem etwas in meinem Denken. Ich fühlte mich gut aufgehoben.

Nach einem halben Jahr Beziehung wurde es für mich Zeit, die Berufsschule zu besuchen. Dank einer Verkürzten Lehre konnte ich die letzten zwei Klassen direkt hintereinander machen. Dies erforderte aber, dass ich ein halbes Jahr nach Salzburg ziehen musste. Da ich auf keinen Fall in das Internat ziehen wollte für so einen langen Zeitraum. Ich war bereit über 18 und konnte mich mit den vorgegebenen Lernstunden, Heimkehrzeiten und ähnlichem nicht mehr engagieren. Josef organisierte mir daraufhin einen Platz in einer WG seiner Freunde und zog kurzerhand mit. Entgegen all der gut gemeinten Ratschläge von Freunden und Verwandten „Was wäre, wenn es mit euch dann doch nicht klappt? Was ist, wenn du dort dann keinen Job findest? Ihr seit doch erst ein halbes Jahr zusammen!“ entschied er sich dazu. Obwohl eine der zweifelnden Stimmen meine eigene war. Er glaubte an uns, begleitete mich und wir verbrachten eine schöne Zeit dort zusammen.  Das schweißte uns zusammen.

Anschließend suchten wir uns eine Wohnung und zogen zusammen. Das war für uns ja nun nichts Unbekanntes mehr.  Wir wählten unsere Wohnung bewusst schon so aus, dass sie ein  zusätzliches Zimmer für ein Kind beinhaltete. Josefs Kinderwunsch war da schon präsenter und ich begann allmählich auch einen zu entwickeln. Wir führten eine tolle, ziemlich harmonische Beziehung.  Wir begannen dann auch verhältnismäßig früh damit, die Verhütung einzustellen, um ein Baby zu bekommen. Insgesamt haben wir das ein Jahr versucht, bevor es geklappt hatte. Nun erwarteten uns 9 Monate der üblichen Schwangerschaft auf und abs. Da besuchten wir auch zwei Hochzeiten. Zu dieser Zeit konnten wir uns schon vorstellen einmal zu heiraten. Aber ich beteuerte noch, dass ich noch einige Jahre warten wollte.  Und hier kam dann auch der große Wendepunkt meines Lebens auf mich zu. Die Geburt unserer wundervollen Tochter. Das hat meine Uhren auf 0 gesetzt. Der größte Neuanfang meines Lebens begann. Ich füllte all die Dokumente aus, die für meine Tochter notwendig waren.  Damals erwischte ich mich plötzlich bei dem Gedanken „Jetzt wäre es toll, wenn wir verheiratet wären“. Ich hatte das Gefühl, dass rein gesetzlich wir nicht so wirklich als Familie gelten würden. Ich weiß, es klingt lächerlich, aber das Gefühl vermittelte sich mir. Natürlich beantragten wir auch für Josef eine Obsorge und wir fühlen uns natürlich nicht weniger wie eine Familie nur weil wir nicht verheiratet sind… Aber dennoch erinnere ich mich an die Wehmut die mich erschlich als ich bei den bürokratischen Dingen „unverheiratet“ ankreuzte.

Eine Familie zu gründen ist wundervoll. Natürlich sendeten wir auch eine Karte an alle näheren Freunde und Verwandten aus mit Fotos unserer Tochter und ihrer Größe und Gewicht etc. aus. Hierbei sehnte ich mich danach als Absender „Familie X“ anzugeben, anstatt unserer Namen hintereinander gereiht.  Schön langsam musste ich mir wohl eingestehen, dass sich der Wunsch in mir breit gemacht hatte. Für mich hatte eine Hochzeit auch immer eine Art Neuanfang, zumindest der Zeitzählung einer Beziehung (immerhin beginnt man quasi von 0 und feiert dann wieder den ersten Hochzeitstag anstatt dem vorherigen Jahrestag) zur Bedeutung. Und nach der Geburt konnte ich mir das wohl schlichtweg besser vorstellen, war ja immerhin schon die Geburt ein kompletter Neuanfang für mich. Nun war ich aber immer gut abgelenkt durch die permanente Bespaßung meiner Tochter. Doch dann wurde mir die Aufgabe zuteil eine Trauzeugin zu sein. Ich beschäftigte mich mit dem Thema Hochzeit und das Gefühl breitete sich immer rasanter in mir aus.

Den Höhepunkt erreichte mein eigener Hochzeitswunsch wohl an dem Tag, als wir zum Brautmodengeschäft fuhren. Es war wunderschön kitschig. Tanjas Brautgefühl strahlte derart, dass meine kleine Tochter sich von ihrer Freude anstecken ließ und vergnügt lachte. Und ich verstand ein wenig wie sie sich fühlte. Das Brautkleid war wohl das Symbol für die Sicherheit, die man verspürt, wenn einem ein Mensch sagt: „Ich stehe zu dir so wie du bist. So wie es jetzt ist will ich, dass es bleibt. Ich bin für dich da“

Früher dachte ich, nicht einfach jederzeit gehen zu können, ohne zuerst eine bürokratische Scheidung durchzuführen, wäre eine Art „Freiheitsentzug“. Inzwischen empfinde ich da etwas anders. Ist nicht ein sicherer Hafen erst die Möglichkeit sich richtig zu entfalten? Sich selbst zu erkunden und Neues zu probieren, weil einem die eine Konstante im Leben sicher bleibt?  Immerhin hat man es sich versprochen… Natürlich ginge das auch ohne rechtliche Eheschließung und Feier. Außerdem ändert eine Ehe nichts an den Gefühlen füreinander. Es soll sich im besten Fall meiner Meinung nach auch nichts grob ändern. Aber ich freue mich unglaublich an den Tag, an dem mein überaus geliebter Partner mir die Verkörperung der Sicherheit und der Treue in Form eines kleinen unscheinbaren Ringes überreicht. Ich habe mich noch nie so frei und sicher gefühlt in meiner Reise zum Erwachsenwerden wie jetzt mit meiner Familie. Das Versprechen zu geben erscheint mir nicht mehr erdrückend. Wenn ich es mir vorstelle fühlt es sich wie ein „Heimkommen“ an.

Vielleicht ist das Konzept der Ehe überholt. Vielleicht bin ich einfach durch das Bekommen einer Tochter kitschiger geworden… Es kümmert mich nicht wirklich, dass sich mein Denken verändert hat. Ich weiß was ich ersehne. Ich will sagen können: „Darf ich vorstellen, das ist mein Mann“… Nicht Lebensgefährte… Nicht Partner… Ich will ihn meinen Mann nennen. Nicht weil ich ihn „besitzen“ möchte, sondern weil ich unglaublich stolz darauf bin, dass wir uns gefunden haben und beschlossen haben  in dieser Wegwerfgesellschaft etwas zu erhalten und im Notfall versuchen wollen es zuerst zu reparieren.

Heute hatte ich irgendwie Lust mal in meinem Kopf zu stochern, warum sich meine Einstellung so geändert hat. Wie ich es öfter mache, schreibe ich dann einfach darauf los. Hier ist das Ergebnis. Für alle, die das tatsächlich komplett gelesen haben. Danke.

Haltet ihr das Konzept Ehe/Hochzeit für überholt?

Wart ihr auch einmal so unsicher ob ihr mal heiraten wollt wie ich?

Schreibts in die Kommentare!

Denise
Denise
Gründerin dieses Blogs

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